Im Süden von Namibia, in den Hunsbergen, befindet sich die Apollo-11-Höhle, die nach der Mondmission benannt ist. Es handelt sich um eine archäologische Fundstelle, die in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Der Archäologe Wolfgang Erich Wendt entdeckte hier Steinplatten mit Zeichnungen, die nicht nur zu den ältesten Kunstwerken Afrikas gehören, sondern auch zu den frühesten nachgewiesenen Belegen für künstlerisches Schaffens zählen.
Sensationeller Fund im Jahr der Mondlandung
Wer erinnert sich nicht an den legendären Ausspruch von Neil Armstrong, den Millionen Menschen weltweit am Fernseher hörten: Ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit. Erstmals betraten drei Astronauten den Mond. Am 24.07.1969, als das Raumschiff der Apollo-11-Mission wieder die Erde erreicht hatte, begann Wolfgang Erich Wendt mit seinen Ausgrabungen in der damals noch unbekannten Grotte in den Hunsbergen. Aus Freude über die Nachricht der geglückten Mission benannte er die Höhle nach dem Großereignis. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, dass seine Grabungen auch einen wichtigen Beitrag für die Menschheit leisten würden.
Er fand noch im gleichen Jahr vier Steinplattenfragmente mit Malereien sowie einen ovalen Kieselstein, auf dem Reste von Zeichnungen zu erkennen waren. Drei weitere Platten kamen 1972 ans Licht. Eines diese Fragmente konnte mit einem Bruchstück aus dem ersten Fund wie ein Puzzle zusammengesetzt werden, wodurch sich das Bild einer Raubkatze mit menschenähnlichen Hinterbeinen zeigte. Zwei der Steinplatten ließen Umrisse eines Nashorns und vermutlich ein Zebra erkennen. Diese Zeichnungen waren zudem farblich mit Holzkohle, Ocker und Weiß gestaltet. Bei den übrigen Steinplatten konnten die Motive nicht eindeutig erklärt werden.
Umfangreiche Untersuchungen ergaben, dass die bemalten Steinplatten 27.000 Jahre alt sind und aus der mittleren Steinzeit stammen.
Es wird angenommen, dass die Platten sich einst in der Höhle befunden haben und keine abgelösten Wand- oder Deckenmalereien sind. Ein Teil der Höhle stürzte ein und konservierte somit die Fragmente.
Die Sedimentschicht der Höhle wies eine Stärke von 2,40 m auf, die Wendt akribisch untersuchte und dabei sieben Hauptkulturschichten fand. Der Archäologe und sein Team konnten über 60.000 Fundstücke bergen, davon 57.000 Steinartefakte sowie Artefakte und Biofakte von Straußeneierschalen, Knochen, Keramik und Holz. Darunter befanden sich auch Bruchstücke von Straußeneierschalen, die gerundete Kanten wie bei einem Schmuckanhänger zeigten, denen ein Alter von 40.000 Jahren nachgewiesen werden konnte.
In einer weiteren Untersuchung, die 2007 von Ralf Vogelsang (Forschungsstelle Afrika des Instituts für Ur- und Frühgeschichte, Universität Köln) durchgeführt wurde, konnte in der Apollo-11-Höhle eine Abfolge von Siedlungsschichten, die mehr als 100.000 Jahre umfasst, festgestellt werden.
Heute sind eine Vielzahl der Fundstücke im Namibischen Nationalmuseum in Windhoek zu bewundern, u.a. Tierknochen, Mineralien, Pflanzenbestandteile und die färbenden Pigmente, die zur Herstellung der Malereien auf den Steinplatten dienten.