Im Norden der Insel La Reunion, am Indischen Ozean, liegt die Hauptstadt Saint-Denis, die knapp 147.000 Einwohner zählt und eine Fläche von 143 qkm aufweist. Benannt ist die blühende Inselmetropole nach dem Frachtschiff der Ostindien-Kompanie, das 1667 an der Nordwestküste anlegte und den Namen des heiligen Dionysius trug. Die höchste Erhebung der Stadt ist der Roche Écrite mit 2.276 m Höhe, der gleichzeitig den Grenzpunkt zu den Nachbargemeinden Posession und Salazie bildet.
Die Hauptstadt bietet Touristen eine große kulturelle Vielfalt und weist eine ausgezeichnete Infrastruktur auf. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten aus der bewegten Kolonialzeit, insbesondere die prächtigen Bauten, sind zu bestaunen. Viele unterschiedliche Völker, Religionen und Traditionen machen den Charakter der Stadt aus.
Geschichte der Stadt Saint-Denis
Die französische Ostindien-Kompanie, unter Kommandant Etienne Régnault, wählte im Jahre 1667 zunächst den Ort Saint-Paul an der Nordwestküste aus, um sich dort mit den ersten Siedlern niederzulassen. Das Schiff, mit dem die Besatzung unterwegs war, trug den französischen Namen des heiligen Dynonius – Saint-Denis. Zwei Jahre später entdeckte Régnault den Ort Saint-Denis, der sich als strategisch günstiger Standort für die Verteidigung der Insel erwies, weshalb die politischen Aktivitäten dorthin verlegt wurden. Unter dem Inselgouverneur François Mahé de Labourdonnais erlangte Saint-Denis den Status des Inselhauptortes. Wenige Jahre später begann der schachbrettartige Stadtaufbau.
Die Stadtentwicklung ging eher zögerlich voran, bis sich reiche Zuckerbarone und andere Investoren zum Bau prachtvoller Gebäude und Anlagen entschlossen. Mitte des 19. Jahrhunderts blühte die Stadt förmlich auf und avancierte zu einem bedeutenden Zentrum für Wirtschaft und Kultur. Zwei Weltkriege hatten ihren Spuren hinterlassen, die Rohrzuckernachfrage brachte auch die Wirtschaft in Schwierigkeiten. Dennoch hat sich Saint-Denis wunderbar von den schweren Zeiten erholt und ist heute eine Metropole, die jede Menge für Einheimische wie auch Touristen zu bieten hat. Die Stadt kann auch die einzige Universität der Insel vorweisen, die etwas außerhalb des Stadtkerns liegt. In den Fußgängerzonen finden sich Geschäfte, Boutiquen, Souvenirläden, Cafés, Restaurants. Täglich wird ein großer Schmuck- und Kleidermarkt abgehalten.
Der zentrale, internationale Inselflughafen La Reunion ist nur 10 km von der Hauptstadt (in Sainte-Marie) entfernt. Busshuttles bringen die Gäste direkt bis zum städtischen Busbahnhof, alternativ stehen Taxis und Mietwagen zum Transfer in die Hauptstadt bereit. Durch die Stadt führt die rund um die Insel angelegte Küstenstraße Littoral.
Sehenswürdigkeiten in Saint-Denis
Die sehenswerten Highlights der Hauptstadt liegen relativ dicht zusammen, so dass man nur kurze Entfernungen zurücklegen muss, um die wichtigsten und interessanten Stationen zu erreichen. 60 Bauwerke sind als „Historische Monumente“ definiert, was den denkmalgeschützten Bauwerken in Deutschland gleichkommt.
In der mondänen Straße Paris warten eindrucksvolle kreolische Herrenhäuser aus der Kolonialzeit wie das Haus Carrère, die Villa Déramond-Barre, das Geburtshaus des Dichters Léon Dierx. Die Arthotehek, die in einer Holzvilla aus dem 19. Jahrhundert ihren Platz gefunden hat, präsentiert zeitgenössische Kunst. Moderne Kunst lässt sich im ehemaligen Bischofspalast, dem heutigen Museum Léon Dierx, bewundern.
In der Avenue des Sieges lenken weitere historische Bauwerke den Blick auf sich, allen voran die Kathedrale, die als eine der Gründungsbauten der Gotik gilt und dem heiligen St. Dionysus geweiht ist. Seit 564 ist sie die Grabstätte der fränkischen Könige, in der die französischen Könige vom 10. bis 19. Jahrhundert ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Die Kathedrale zählt zu den Historischen Monumenten. Das Rathaus (La Mairie) im neoklassizistischen Stil, die Siegessäule zu Ehren der gefallenen Soldaten im ersten Weltkrieg und der Place Leconte de Lisle sind weitere Sehenswürdigkeiten in diesem Abschnitt.
Der „Jardin de l´Etat“ oder Staatsgarten gilt als Historisches Monument und ist ein gefragter Platz zum Entspannen und Flanieren. Er wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von der französischen Ostindien-Kompanie als Akklimatisierungsgarten angelegt. Hier warten exotische Bäume, lauschige Plätze, lange Alleen, Springbrunnen, Wasserbecken und der einstige legislative Palast, der heute das Museum für Naturgeschichte beherbergt.
An der Meeresfront lädt der von meterhohen Palmen gesäumte Promenadenlatz Barachois (ehemals alter Hafen) mit zum Meer ausgerichteten Kanonen aus der Vergangenheit zum Flanieren ein. Im Laufe des Jahres ist er Schauplatz zahlreicher Veranstaltungen, Konzerte und Märkte.
Das harmonische Miteinander verschiedener Kulturen und Nationen spiegelt sich auch wunderbar in den verschiedenen religiösen Bauten in der Hauptstadt wieder. Ein weltbekanntes Bauwerk, das in vielen Reisemagazinen zu finden ist, zeigt sich mit dem tamilischen Tempel Shri Kali Kampal Kôvil in leuchtend-bunten Farben. In Stein gemeißelte Szenen und Figuren bilden Stockwerk für Stockwerk eine Fassade zum Schwelgen und Träumen. Der 1917 erbaute Tempel ist der Göttin Kali gewidmet. Die Moschee Noor-e-Islam und die chinesische Pagode sind weitere eindrucksvolle Beispiele.
Nahe des tamilischen Tempels bietet der tägliche Markt eine ebenso kunterbunte Fülle an frischem Gemüse, exotischen Früchten, Gewürzen und Blumen. Auf dem großen Markt Ecke Maréchal Leclerc/Boulevard Lucien Gasparin werden handwerkliche Produkte aus Madagaskar angeboten.